Vorbemerkungen

Low-Cost Versuchsapparaturen erfreuen sich mehr und mehr einer steigenden Beliebtheit. Dies liegt sicherlich an der bewusst preiswert gehaltenen Ausführung, aber auch an der Einfachheit der verwendeten Geräte. Gute low-cost Apparaturen sich übersichtlich und somit leicht für Schüler in ihrer Funktionalität zu überschauen. Hier greift auch schon eine wichtige Einschränkung. Nicht alle Versuche eignen sich, um in einer low-cost Version durchgeführt zu werden. Sobald der Aufbau zu komplex wird und nicht mehr durch klare Strukturen besticht, sollte man bei der klassischen Variante bleiben.
Medizintechnische Geräte bieten sich für den Einsatz im low-cost Sektor geradezu an. Sie sind robust, passen baukastenartig an- und ineinander, liefern gasdichte Apparaturen und sind sehr preiswert.
Die Gegenüberstellung einer klassischen Titration mit Bürette und einer low-cost Varianten mag einige dieser Vorteile verdeutlichen:

Die Einführung der Gefahrstoffverordnung ist an den Schulen nicht spurlos vorübergegangen. So muss immer häufiger mit klassischen Apparaturen unter dem Abzug gearbeitet werden; für Schüler somit kaum erkennbar. Hier bieten sich quasi geschlossene Apparaturen, die kein schädliches Gas in die Umgebung gelangen lassen. Dies lässt sich leicht mit Hilfe der medizintechnischen Geräte erreichen, indem man mit einfachen Mitteln Adsorptionsröhrchen konstruiert, die die Apparaturen nach außen hin „quasi verschließen“. So ist die Darstellung von Chlor bei richtiger Handhabung nach RiSU möglich.

Aufgrund der kleinen Bauarten werden die MAK-Werte vieler Gase auch beim größten anzunehmenden Unfall nicht überschritten. Werden in Schülerübungen pro Spritze 10 mL Chlor bei 8 Gruppen frei, so ergibt sich bei einem Raumvolumen von 160 m3 ein Chlorgehalt von 0,5 ppm, dies entspricht dem MAK-Wert.
Entsorgung als kostenintensive Nachbehandlung wird bei den geringen eingesetzten Chemikalienmengen sehr minimiert.

Neben der Kostenersparnis wird ein weiterer Faktor berücksichtigt, der mehr und mehr an Bedeutung gewinnt. Die Forderung der Gefahrstoffverordnung nach der Stoffminimierung beim Einsatz von Gefahrstoffen kann durch den Einsatz von Geräten aus dem Bereich der Medizintechnik sehr gut erfüllt werden, da es sich durchweg um Geräte mit sehr kleinen Abmessungen handelt.

Werden medizintechnische Geräte in mehrerer Unterrichtsräumen eingesetzt, so empfiehlt es sich, einen fahrbaren Experimentierstand zu bauen, der alle notwendigen Geräte beinhaltet. Ein Vorschlag für die Konstruktion eines solchen Wagens, der das gesamte Material für Schülerübungen und auch einen Teil des Stativmaterials aufnimmt wird weiter unten beschrieben.

Die folgenden Ausführungen sind und auch die Zusammenstellung der Versuchssammlung sind im Rahmen des Modellversuchs "Sinus" entstanden, an dem unsere Schule, das Immauel-Kant-Gymnasium, Bad Oeynhausen in der Zeit von 1998 - 2003 teilgenommen hat.
Sinus:
Modellversuch der Bund-Länder-Kommission zur Effizienzsteigerung des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts.

Die aufgeführten Versuche und auch Zusammenstellungen der Versuchsapparaturen sind nicht alle vom Autor selbst erdacht. Viele Anregungen stammen von F. Kappenberg, V. Obendrauf, K.G. Häusler u.a.





BLK Modellversuch